Vom 14. bis zum 17. Mai fand in München die diesjährige Hifi- und Unterhaltungselektronikmesse High End 2015 statt. Ich war zwei Tage vor Ort und möchte hier meine gewonnenen Eindrücke von Neuheiten rund um das Thema Hifi schildern.
Der Besuch auf der High End Messe in München stellte für mich ein Novum dar, musste ich doch in den letzten Jahren immer wegen anderer Termine den Besuch der Messe verschieben. Zudem sind die 600km, die ich aus meiner Heimatstadt zurücklegen muss um nach München zu gelangen, auch nicht gerade ein Pappenstiel. Eine Übernachtungsmöglichkeit bleibt somit unumgänglich, wenn man die Messe in all ihren Facetten genießen will. Meine Wenigkeit suchte sich Freitag und Samstag als Messetage aus. Zwei Tage voller Staunen und müder Füße.
High End 2015 Atrium 3
Messeimpressionen Tag 1
Die High End fand, wie schon die Jahre zuvor, im MOC in München statt. Sage und schreibe 4 Messehallen und zwei Atrien standen dieses Jahr als Ausstellungsfläche zur Verfügung. Die Besichtigung in nur einem Tag war daher fast unmöglich. Und nicht einmal in zwei Tagen konnte ich alle Aussteller besuchen. Meine persönlichen Favouriten will ich euch im Folgenden aber nicht vorenthalten.
Lyrus Audio
Begonnen hat alles am Fr., 15. 5. beim Stand einer mir relativ unbekannten Marke. Lyrus Audio Design Labs. Ein Kopfhörerhersteller bzw. eher ein Jointventure von Vertrieben, das sich von Hong Kong über Frankfurt bis nach Colorado erstreckt. Ich kam mit dem Marketingmanager Randall Patton aus Colorado ins Gespräch. Ein sichtlich von seiner Arbeit und den beworbenen Produkten begeisterter Mann, der sich nicht scheute, mir die vielen Facetten und technischen Details seines neuesten Schmuckstücks, dem Model Nine nahe zu bringen. Dieses stellt das Topmodell der brandneuen magnetostatischen Kopfhörerserie des Herstellers dar. Eine 80 cm² (78.5) große Membranfläche mit vergoldeten Leiterbahnen sollen dem Kopfhörer zu einer, gegenüber der normalerweise aus Aluminium bestehenden, deutlich gesteigertem Detailauflösung verhelfen. Zusätzlich verfügt der Magnetostat über eine Bassreflexöffnung um, auch die tiefsten Töne optimal darstellen zu können. Ich konnte mir den Kopfhörer mit eigener Musik anhören und war überrascht, wie gut der Bassport tatsächlich mit dem üblichen Magnetostatendesign harmoniert. Die kleineren Modelle Model Six und Model Four sollen dem Model Nine Nachfolgen und sich vom Topmodell durch eine kleinere Membranfläche und andere Leiterbahnmaterialien unterscheiden. Der Preis des größten Modells soll sich voraussichtlich auf $ 1890 beziehen. Eine Preisgestaltung für den europäischen Markt steht noch genausowenig fest, wie der endgültige Veröffentlichungstermin. Es kann aber noch dieses Quartal damit gerechnet werden.
Lyrus Audio Design Labs Model Nine
Devialet
Die nächste Überraschung wartete an einem der drei Räume des französischen Verstärkerspezialisten Devialet. Diesmal stand nicht etwa wieder der bereits hinreichend bekannte digitale Kraftprotz Devialet Expert, sondern ein wahrscheinlich bis jetzt einzigartiges Lautsprecherkonzept im Vordergrund. Der Devialet Phantom Kompaktlaustprecher ist ein gezielt für Multiroom und Individualität entworfenes Lautsprecher-/Streamingsystem. Der ein wenig an ein Ei erinnernde Schallwandler besteht aus zwei im Push-Pull-Prinzip arbeitenden Mittel-/Tieftönern und einem Aluminiumtweeter. Dabei wurde besonderes Augenmerk auf eine All in One Lösung gelegt. Für die Wiedergabe von Musik ist nichts mehr weiter nötig, als ein Smartphone und die eigens von Devialet zur Verfügung gestellte App, mit der der Lautsprecher mit Musiksignalen – natürlich drahtlos – angesteuert werden kann. Im Zentrum der Entwicklung stand aber auch ganz klar die Erweiterbarkeit. Bis zu 24 Lausprecher können in einem Verbund, entweder in einem Raum oder auf zwei Hörzonen verteilt, zusammengeschlossen werden. Die einzelnen Lautsprecher werden durch die von Devialet selbst als SAM® (Speakers Active Matching) bezeichnete Technologie automatisch erkannt und ins System eingebunden. Ich konnte mich bei einer Hörprobe direkt vom Potenzial dieses Systems überzeugen. Ganz billig ist der Spaß allerdings nicht. Der Phantom wird in zwei Varianten angeboten und soll 1690€ (Phantom, 750Watt) bzw. 1990€ (Silver Phantom, 3000Watt) pro Stück kosten.
Devialet Phantom & Silver Phantom
Magico
Ein eher kurzes, dafür aber beeindruckendes Intermezzo gab’s beim amerikanischen Hersteller von Edellautsprechern Magico. Dort wurde der relativ neue Toplautsprecher Magico S7 der Öffentlichkeit präsentiert. Die Klangwiedergabe war über jeden Zweifel erhaben. So muss ein Lautsprecher klingen. Glasklarer, nie überspitzter Hochton, saubere, verfärbungsfreie Mitten und staubtrockener, knorriger Bass. Die Instrumente standen Förmlich im Raum. Eine tolle, glaubhaft realistische Bühne war für den Koloss genauso wenig ein Problem, wie eine verzerrungsfreie Wiedergabe der Musik bis in höchste Lautstärken. Bleiben also nur noch 2 Kritikpunkte zum Ansprechen: Das Gewicht und die Größe (1410 x 470 x 413,2 mm) zeugt nicht gerade von einem Lautsprecher, der in kleineren Hörräumen Platz findet, der Lautsprecher benötigt zudem zur Entfaltung seiner vollen Fähigkeiten ohnehin einen gebührend großen Spielplatz. Andererseits schmerzt es ein wenig, zu wissen, dass Magico für seine nicht gerade moderate Preispolitik bekannt ist. Ein Lautsprecher der Firma kann schon schnell an die 50,000 (fünfzigtausend) Euro kosten und ist somit nur für einen sehr kleinen Käuferkreis erschwinglich. Nach Rücksprache mit Magico wurde auch der Preis bekannt. Die S7 sollen zu einem Preis von $ 58,000.00/Paar (M-Cast Pulverbeschichtung) bzw. $ 64,000.00/Paar mit M-Coat glossy Lackierung verfügbar sein. Für Viele mehr als ein Jahresgehalt hergibt. Aber was tut man nicht alles für guten Klang.
KEF
Im Vorführraum von Kef gab es die Blade Two in schickem Marineblau (Kef nennt die Farbgebung Frosted Blue) zu bewundern. Die kleine Schwester des Flaggschiffs Blade konnte aber nicht nur farblich überzeugen. Im Vergleich zum großen Modell muss man bei ihr in Sachen Klangqualität fast keine Abstriche Machen. Nur in ganz Großen Räumen (ab 50m²) dürfte sich das größere Modell etwas wohler fühlen. Die Räumlichkeit und Detailfülle der Wiedergabe ist auch bei der Blade Two fantastisch. Hinzu kommt, dass sie um einiges günstiger daherkommt als der große Bruder. Mit einer UVP von 19,000 € ist sie um satte 6,000 € günstiger, als die Blade und durch die etwas geringeren Abmessungen etwas Wohnzimmertauglicher.
Kef Blade TWO in Frosted Blue
Musical Fidelity
Im Atrium 4 bei Reichmann Audiosysteme wurde unter anderem auch das neue Kompaktsystem Merlin bestehend aus Plattenspieler, All In One Verstärker mit Streamingfunktion über’s Handy und Kompaktboxen, ausgestellt. Die Optischen Qualitäten der kleinen Anlage konnten durchaus überzeugen. Von technischer Seite gab es mit dem neuen Musical Fidelity Roundtable Plattenspieler solide Kost (die Technik dafür kommt aus dem Hause Pro-Ject). Klangeindrücke konnte man leider keine von dem schmucken System erwarten, da der Strom zum Betrieb leider fehlte. Mit einem Komplettpreis von 1099 € liegt das System noch im gehobenen Einstiegssegment und ist vor allem für designorientierte Minimalisten einen Blick wert.
Musical Fidelity Merlin mit Roundtable Plattenspieler
PS Audio
Etwas ganz besonderes erwartete die Besucher im Showroom von PS Audio. Nicht etwa die souverän aufspielende Kombination aus Magnepan 20.7 Vollbereichselektrostat und PS Audio Elektronik. Sondern etwas unscheinbar und in einer Ecke etwas alleine gelassen der, übrigens durch Kickstarter finanzierte, PS Audio Sprout. Ein kleiner Alleskönner, der nebst Vollverstärker auch einen dedizierten Phono- und auch Kopfhörerverstärker beinhaltet. Gehört mit einem Audeze LCD XC und dem neuen Pro-Ject 2Xperience SB DC Plattenspieler tönte das System sehr symbiotisch und ambitioniert dahin. Gemessen am Preis von $ 799 eine durchaus beachtliche Performance, zudem der integrierte Kopfhörerverstärker mit einer Ausgangsimpedanz von lediglich 0.3 Ohm auch für BA InEars gut geeignet sein sollte.
PS Audio Sprout, Audeze LCD XC und Pro-Ject 2Xperience SB DC
Boenicke Audio
Den Abschluss des durchaus besucherreichen Freitags bildete das Schweizer Unternehmen Boenicke Audio. Im Hörraum waren die kleinen Standlautsprecher W8 zu bewundern. Mit Abmessungen von gerade einmal 116 x 26 x 79 cm erwartet man klanglich nichts Großes. Das kleine Äußere trügt aber über die großartigen klanglichen Qualitäten weg. Allem voran hat es mir beim Probehören die Bühne angetan. Sehr groß und trotzdem nicht über die Grenzen einer Livestage hinausspielend. Zusätzliche Räumlichkeit gewinnt der Lautsprecher durch den rückseitig angebrachten Ambient Tweeter, wie ihn Boenicke Audio bezeichnet. Einen nicht unerheblichen Teil am erwachsenen Klangbild steuerte zudem der 6.5″ Bass Treiber an der Seitenwand eines jeden Lautsprechers bei. An der Front ist noch jeweils ein 4″ Mittel-/Tieftöner aus Papier und ein 3″ Breitbänder angebracht, der die Lücke zwischen tweeter und Mittel-/Tieftöner schließen soll. Auch Holzfreunde kommen voll auf ihre Kosten. Die W-Serie ist in vier verschiedenen naturbelassenen Hölzern (Walnuss, Eiche, Esche und Kirsche) erhältlich. 6,000€ verlangt der Hersteller für die W8. Der Optimismus bei der Preisgestaltung scheint mir aber durchaus gerechtfertigt, hat man die kleine Standbox schon einmal live erlebt.
Boenicke Audio W8 an Elektronik von CAD und Trilogy
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