Messeimpressionen Tag 2
Nach dem kleinen Spaziergang durch die Innenstadt, widmen wir uns wieder dem Wesentlichen, nämlich den Herstellern auf der High End 2015
Aune
Das in Deutschland und Österreich eher unbekannte Unternehmen Aune Audio mit Sitz in China bot seine Produkte nicht nur zum Ansehen an, sondern auch um mit selbst mitgebrachtem Equipment in die Schmuckstücke reinzuhören. Als sehr interessant stellte sich der sehr kompakte aber durchaus multifunktionelle DAC/Kopfhörer-/Vorverstärker-Kombination Aune S16 heraus. Zusammen mit dem Digitalen Musikplayer S18, der über einen SD-Kartenslot oder drahtlos, in Zukunft auch per Smartphone mit Musik befüllt werden kann, stellt es eine durchaus gut gelungene Kombination dar. Der S18 beherrscht unter anderem das hier noch relativ unbekannte aber in Hifi-Kreisen viel gehypte DSD-Format, bei dem die Musiksignale intern digital verarbeitet werden um so die bestmögliche Qualität zu gewährleisten. Auf einen endgültigen Preis für Europa wollte man sich noch nicht festlegen, auf ebay wird der S16 DAC aber bereits um $ 699 gehandelt, was angesichts der Leistungsdaten (32bit/384kHz) und des Funktionsumfanges ein sehr guter Preis ist.
Aune S16 DAC/KHV/PRE & Aune S18 DSD Player
HifiMan
Ein weiteres, aus China stammendes Unternehmen, das aber den Firmensitz in den USA hat, ist HifiMan. Auf der High End 2015 war erstmals im deutschen Sprachraum der HifiMan HE-1000, der neue Überflieger der Firma zu bewundern (audio-enthusiast berichtete). Der mittlerweile ziemlich finale Kopfhörer wirkte wertiger, als es die Pressebilder in der Vergangenheit vermitteln konnten. Zudem wirkt der HE-1000 auch leichter, als man aufgrund seiner Größe vermuten würde. Trotz der großen Abmessungen saß er aber erstaunlich gut auf meinem Kopf. Wichtiger als das Aussehen war mir, und wahrscheinlich auch vielen anderen, aber der Klang des Boliden. Ich hatte anfänglich meine Skepsis, da die Preisgestaltung mit $ 3,500 Seitens HiFiMan sehr optimistisch gewählt wurde. Nach den ersten paar Tönen von Diana Krall vergaß ich aber meine Skepsis und ein Lächeln machte sich breit. Die Abstimmung war einfach fantastisch. grundsolider, nicht zu aufdickender Bass, starke Mitten und auch ein sehr sauberer, nie zu spitz wirkender Hochton, der in der Lage sein sollte, die letzten Details aus der Rille herauszukitzeln. Leider kam ein Gespräch mit Fang Bian, dem Chef von HiFiMan nicht zu Stande, da er laut Manager viele Termine auf der Messe einhalten musste. Auf das Finale Produkt darf man also sicher gespannt sein.
Pro-Ject
Aber nicht nur Unternehmen aus Übersee und weit entfernten Ländern hatten was zu bieten. Auch das österreichische Unternehmen Pro-Ject Audio konnte mit einigen Messeneuheiten aufwarten. So zum Beispiel dem speziell für Japan gefertigten Xperience S-Shape. Auf Basis der gerade vor Kurzem aktualisierten Plattform des 2Xperience SB DC entstand ein neuer Plattenspieler, der den Tonarm von den Flaggshiffmodellen der Signature Serie spendiert bekam. Der Preis wird voraussichtlich bei ca. 1600 € liegen. Wann und ob der Plattenspieler auch in Europa erhältlich sein wird, hängt ganz von der Abnahmemenge und so der Beliebtheit bei den Japanern ab.
Pro-Ject Audio Xperience S-Shape
Westone
Auch der amerikanische InEar-Spezialist Westone darf auf der High End nicht fehlen. Neben seinen neuen InEar Monitoren für die Bühne, wurde auch die aktualisierte W-Serie gezeigt. Dabei konnte man fast alle neuen Monitore selbst an mitgebrachtem Equipment probehören. Einzig der für mich sehr interessante W20 Dual-BA war nicht verfügbar. Im Gegensatz zu der alten Serie, bekamen alle InEars der Hifi-orientierten Reihe abnehmbare Kabel (Shure Rundstecker) spendiert. Die Klangcharakteristik soll laut Westone gleichgeblieben sein. Neu waren der W50 (5-Treiber/drei Wege) und der W60 (6-Treiber/drei Wege). Das Sounding des W60 war dem W40 erstaunlich ähnlich, nur konnte der W60 noch etwas mehr Details aus der Musik herausholen. Die Preise reichen von 198 € (W10) bis hin zu 998 € (W60). Dabei muss sich Westone mittlerweile auch im Hochpreisigen Universal-Segment einer harten Konkurrenz (Shure SE846, InEar SD-4, Heir IEM 8 etc.) stellen.
Westone W10 (links), W40 (Mitte) und W60 (rechts)
Alpha Design Labs/Furutech
Wahrscheinlich ein Unternehmen, das für mich eines der interessantesten Geräte der Messe präsentierte, den ADL/Furutech Stratos. Neben hochwertigen Audiophilen Kabellösungen, ist der Hersteller unter anderem auch für seine Multitalente ADL GT40α und Esprit bekannt. Der Stratos vereint, genau wie der GT40 drei Geräte in einem: Einen hochwertigen Klasse A Kopfhörerverstärker, einen Vorverstärker samt symmetrischer Ein- und Ausgänge um z.B. Aktivmonitore anzuhängen und eine hochwertige MM/MC Phonovorstufe. All das bringt ADL in einem sehr kompakten, flachen Gehäuse unter. Auch die Kopfhörer lassen sich symmetrisch per XLR anschließen und ermöglichen so eine komplett symmetrische Wiedergabekette von der Quelle bis hin zu den Schallwandlern. Zusätzlich wandelt der vielseitige Verstärker mittels eines Sabre DAC Digitalsignale bis hin zu 32Bit/384kHz in analoge um. Auch die DSD Fähigkeit darf heute bei modernen Verstärkern und D/A Wandlern nicht fehlen. Der Stratos soll voraussichtlich 999 € kosten. Wann genau er auf den europäischen Markt kommt, ist noch ungewiss, wurde die Einführung in der Vergangenheit bereits mehrmals verschoben.
Alpha Design Labs Stratos mit eingestecktem Adapter 6.3mm/3.5mm
FiiO/Questyle
Am Stand von NT Global Distribution traf man ein paar bereits alte Bekannte an, aber auch zwei Überraschungen wurden bereit gehalten. Eine davon war der noch nicht offiziell in den Handel gekommene Nachfolger des erfolgreichen High Res-Players FiiO X5. Der Nachfolger FiiO X5 II präsentierte sich in gebürstetem, anthrazifarbigen Aluminium. Somit gleicht FiiO die Optik seines Spitzenmodells an die übrigen Player der X-Serie (X1 und X3 II) an. Ausgestattet ist er sowohl mit einem hochwertigen DAC aus dem Hause Texas Instruments (PCM1792A) und zwei Operationsverstärker 1652. Dazu gesellt sich der Leistungsverstärker OPA1612 um auch größere, leistungshungrigere Kopfhörer antreiben zu können. Wie auch der kleine Bruder X3 II, beherrscht auch der X5 II das DSD Format. Die UVP wird laut NT Global Distribution Geschäftsführer Nils Makossa 429 € betragen, was etwas über dem des ursprünglichen X5 liegt. Auf den Markt kommen soll der kleine High Res Player voraussichtlich im Sommer 2015. Man darf also schon gespannt warten.
Aber auch ein eher unbekannterer Hersteller zeigte am selben Stand seinen neuen DSD Mobilplayer. Der Questyle QP1 will mit nativer DSD Unterstützung und gleich zwei SD Speicherkartenslots für jeweils bis zu 128 GB Füllmenge punkten. So kann man mit dem Player quasi seine ganze Musiksammlung auf einem mobilen Device transportieren oder schnell mal die Lieder von seinem Kumpel von seiner eigenen SD Karte anhören, ohne die eigene entfernen zu müssen. Von NT Global Distribution wird er als portabler Referenzplayer geführt und soll mit 599€ etwas teurer als der FiiO ausfallen.
FiiO X5 II und Questyle QP1 am Stand von NT Global Distribution
Dynaudio
Bevor es mit dem Zug wieder zurück in die Heimat ging, besuchte ich noch den Stand von Dynaudio. Ich wollte das zwar schon am Freitag erledigen, wurde aber vor lauter Neuigkeiten nicht fündig. Als ich im Vorführraum ankam, wurden gerade die neuen Dynaudio Focus XD 600 vorgestellt – der Nachfolger der beliebten Mittelklassebox Focus 160. Von dieser unterschied sich der Lautsprecher rein äußerlich fast gar nicht. Allerdings wurde das komplette Innenleben neu gestaltet. Statt der gewohnten Passivtechnik kommen bei der neuen XD Serie aktive Verstärkermodule zum Einsatz, die optimal auf die bereitgestellten Chassis abgestimmt wurden. Somit ist nichts weiter als eine Quelle und eine Lautstärkeregelung von Nöten. Klanglich war die Focus XD 600 sicher eines meiner Messehighlights, in die man sich auf den ersten Ton verlieben könnte. Da klang manch anderer doppelt so teure Lautsprecher wie eine müde Krücke. Mit welcher Mühelosigkeit diese Box selbst komplexeste Schlagzeugpassagen und Violintrioli darstellte, war eine Offenbarung für das Ohr, zumal sie sowohl verzerrungsfrei als auch frei von jeglicher Verfärbung spielte und die Musik so präsentierte, wie es vom Künstler und auch Tonmeister gedacht war. Beim Anblick der kleinen Kompaktbox Focus XD 200 musste ich mich zusammenreißen, die Boxen nicht gleich im Gepäck mit heimzunehmen.
Dynaudio Focus XD 600 an NAD Digital Music Player M50
Fazit
Es war schön, auch einmal mit eigenen Augen die größte HiFi-Messe Europas sehen und erleben zu dürfen. Insgesamt war die High End 2015 um 16% besser besucht, als im letzten Jahr. Für die Hifi-Branche sicherlich ein gutes Zeichen, dass sie sich in die richtige Richtung entwickelt und auch immer mehr Menschen für das Thema hochauflösende Musikwiedergabe begeistern kann. Natürlich ist es nicht möglich, alle Neuerungen, die ich gern gesehen hätte, an zwei Tagen abzuklappern. Der Rundgang war auch ohnedies sehr anstrengend und ich war am Ende des zweiten Tages froh, ins Bett zu kommen und mich vom langen Stehen und Fotografieren zu erholen. Im Hinterkopf habe ich aber schon den nächsten Messebesuch, und zwar im Herbst wenn wieder zur CanJam Europe in Essen geladen wird.