Heute will ich meine Erfahrungen und Erlebnisse, die ich im Laufe von 2 Tagen auf der Hi-Fi- und Unterhaltungselektronikmesse Klangbilder 2010 in Österreich/Wien gemacht habe, preisgeben. Es war ein durchaus spannender und teilweise überraschender Rundgang durch einen Teil der neuesten High End Elektronik und Akustik im Bereich Hi-Fi.
Von der Standortswahl war ich wirklich positiv überrascht: Mitten auf dem Schottenring in keinem geringeren Hotel als dem Vienna Hilton Plaza präsentierte sich die Messe.
Die Empfangsdamen waren sehr freundlich und drückten mir ein Heft mit allen Informationen rund um die Messe in die Hand. Leider machten sie mich auch um 6€ ärmer.
Gleich beim Eingang erwartete mich das volle Sortiment von Pro-ject, einem österreichischen Plattenspieler-produzenten, der wohl vielen in der Hi-Fi Welt ein Begriff ist. Hier stach der PerspeX mit akustikoptimierter Bodenplatte und magnetgelagertem Plattenteller hervor.
Weiter gings dann zur Pro-ject Elektronik mit dem Boxdesign, für die ich aber nur einen Blick übrig hatte.
Interessanter wurde es aber dann schon im ersten Stock, der, streng nach amerikanischer Manier, als zweite Etage gekennzeichnet wurde. Neben Marken wie Panasonic, Sharp und Loewe im Fernsehsegment (Sharp und Panasonic zeigten ihre neuen 3D- Fernseher) war auch ein in Wien ansæssiges Klavierstudio mit Klavieren von Yamaha, Roland und Co. vertreten. Sogar der Hi-Fi Tuningspezialist Cinemike war mit seinen besten Stuecken (Denon DVD-A1UD und AVP-A1HDA inkl. Tuning) zu gegen und schockte die Zuschauer mit Ausschnitten von „Drag me to Hell“.
Den Höhepunkt der 2. Etage stellte aber meiner Meinung nach Electrocompaniet mit seinen neuesten Errungenschaften, dem Vollverstärker ECi5 MKII, seinem externen Digital-Analogwandler PD-1 DAC und den Lautsprechern The Nordic Tone – auch der 6-Kanal Vorverstärker EC 4.9 mit 2 Nemo Endstufen wurden später mit den Lautsprechern gekoppelt – dar. Insgesamt bot sich mir ein sehr homogenes Klangbild mit viel Detailverliebtheit. Allerdings wurde beim Einspielen der Anlage aus nicht weiter erläuterten Gründen der Hochtöner vom Linken Lautsprecher beschädigt, wodurch es bei hohen, lauten Violinpassagen meiner mitgebrachten Klassik-CD teilweise zu leisem Knacken kam.
Weiter gings in den nächsten Stock. Der erste Raum, den ich betrat war mit feinsten Kopfhörern von Sennheiser gefüllt.
Mit von der Partie war eines von auf 300 Stück limitierten und 1991 gefertigten Exemplaren, die Kopfhörer/Verstärker-Kombination Orpheus. Dieser, mit elektrostatischen Schallwandlern bestückte Kopfhörer vollbrachte es, meinen Ohren ein mehrere 10000€ teures Verstärker-Lautsprecher-Bundle vorzugaukeln und gleichzeitig alle anderen Kopfhörer sprichwörtlich an die Wand zu spielen (klar, diese Kombination aus Kopförerverstärker und Kopfhörer kostete seinerzeit sage und schreibe 30000DM…). Daneben prangte der neue aber schon gut bekannte HD800 (1000€), der erschreckend nahe an der Auflösung und Gesamtperformance des Orpheus-Gespanns spielte.
In den beiden nächsten Zimmern erwarteten mich die zwei neuesten Entwicklungen von Audio Physic. Allen voran die Virgo 25, welche es wirklich famos verstand ein Orchester raumfüllend und hochaufgelöst darzustellen. (Was übrigens auch die kleine Tempo 25 vermochte, wenn auch mit weniger Klangfülle und grollendem Bass).
Des weiteren hatten noch Tivoli-Audio und Finite Elemente die Ehre in einem Raum mit der Tempo 25 zu sein.
Auch in der dritten Etage waren Kompaktmodelle der Firma Fischer&Fischer und Triangle zu hören, wobei, als ich kurz in den Raum lugte, die aus Naturschiefer hergestellten Fischer&Fischer am Werke waren und eine Beethoven Synfonie wortwörtlich zum „Besten“ gaben. Solch eine Performance einer Kompaktbox hatte ich selten gehört. Für eine Vorführung der Triangle reichte meine Zeit leider nicht.
Als Letztes Highlight galt noch der brandneue CD-Spieler von Accustic Arts, der auch via USB und Koax-Eingang als D/A Wandler missbraucht werden kann.
Als nächstes stand die 9. Etage auf dem „Hörplan“. Warum so ein Etagensprung? Natürlich ging inmitten des Hifi-Tumultes der ordinäre Hotelbetrieb wie gewohnt von Statten, daher musste die Messe in den beiden obersten Etagen fortgeführt werden.
Oben angekommen, gleich beim Liftausgang, bot JVC seine neuen 3D-Ready Projektoren feil. Ein durchaus beeindruckendes Bild, was da an die Wand projiziert wurde.
Im nächsten Raum wusste der Japanische Hersteller Aura Design mit der aktuellen CD-Spieler(Neo)–Vollverstärker(Groove)-Kombination zu beeindrucken.
Handgefertigte (Röhren-)Verstärker und auch Lautsprecher aus Österreich gabs bei Paltauf zu bewundern.
Nichts desto minder beeindruckend war die Vorstellung von Naim und Neat im nächsten Raum. Über ein IPad wurde der neue Musikserver Uniqute gesteuert, welcher das Signal an einen Super Nait weiterleitete, bis es von der Neat Momentum XL6 wieder in Schallwellen umgewandelt wurde. Eine sehr homogene Wiedergabe und – für englische Hersteller eher ungewöhnlich – keineswegs zurückgenommene Höhen waren das Resultat dieses Zusammenspiels.
Nächster, mir in Erinnerung gebliebener Höhepunkt, war die Vorstellung der neuen Marantz Komponenten in Verbindung mit Lautsprechern der schweizer Edelmanufaktur Piega.
Und Ja! Herr Ken Ishiwata war höchstpersönlich aus Japan eingeflogen, um seine neuen Produkte, darunter auch die KI-Pearl-light Serie, vorzustellen. So viel Pech wie ich hatte, war er weder am Freitag noch dem darauf folgenden Tag zugegen. Dafür führte mir ein sehr kompetenter Geschäftsführer einer österreichischen HiFi-Firma Jazz vom feinsten auf der Marantz/Piega–Anlage vor. Mit einem Plattenspieler von Brinkmann – genauer gesagt dem Bardo – gelangten die Töne mit dem Vor/Endstufen-Gespann SC-11S1 und SM-11S1, den Coax 90 von Piega und der richtigen Ausrichtung der Lautsprecher nahezu realitätsgetreu in meine Gehörgänge.
Am Eingang zum selben Raum versuchte ein emsiger Verkäufer einer Frau zu erklären, wie man den Sonos Player vernetzt und wofür dieser gut ist. (Ein für Ihn – zugegeben – schwieriges Unterfangen)
Der benachbarte Raum entpuppte sich als das Territorium der Highendmanufaktur Linn. Hier wurden die audiophilen Netzwerkspieler (Klimax, Maijk) und die dazugehörigen Lautsprecher zum Besten gegeben. Gesteuert mit einem Apple IPad wollte sich der versprochene „Höhepunkt“ nicht so richtig aufbauen, geschweige denn entfalten. Die durchaus ansprechende musikalische Kost von Brahms bis hin zu Dave Brubeck erwies sich schlussendlich als Flaschenhals, als ich erfuhr, dass dem hochauflösenden Wiedergabekünstler nur CD-Qualität zugespielt wurde, anstatt Quellmaterial in hochbittiger Studioqualität. Ich musste auch leider eine vollkommene Abwesenheit von Dynamik, bzw. Spielfreude feststellen. Diese Anlage spielte alle Stücke relativ gelassen ohne Fehler aber auch ziemlich lustlos ab.
Letzes Wunderkind in dieser Etage war Sonus Faber mit seiner Elipsa, welche mit Elektronik von Audio Research und PS-Audio betrieben wurde. Die Kombination dieser Einzelteile stellte in Pars-Pro-Toto-Manier ein Klangbild von Malers 5ter in den Raum, welches die Auffuehrung von Karajan und den Wiener Philharmonikern wieder aufleben ließ.
Nach 3 Stunden Staunen und Hören wundersamer Dinge sagte ich mir, dass es jetzt nicht mehr viel besser kommen könnte.
Weit gefehlt! Die zehnte Etage hielt noch ein paar Überraschungen, sowohl positiver als auch negativer Art, parat.
Als erster Klangkünstler sollte sich Boenicke Audio mit dem SLS unter Beweis stellen. Eine aus Holz bestehende Klangsäule mit gerade einmal 2 winzigen mid/high-Speakern an der Front und 2 Woofern an der Seite präsentierte sich meinen Augen. Wahrhaftig einer der schmalsten Lausprecher, den ich je gesehen hatte. Meinen Ohren gefiehlen diese Schmuckstücke aus Holz eher weniger. An Höhen mangelnd und immer im Hinterkopf habend „da klingt doch das Holz und nicht das gespielte Instrument an sich“ war ich schnell wieder aus diesem Showroom geflüchtet. Vielleicht war es ja auch nur der, durch den Teppichboden, starken Bedämpfung geschuldet. Anfangen konnte ich aber mit diesem Möbelstück höchstens, quer gelegt, als Ablagefläche etwas.
Vom Regen in die Traufe geraten war ich wohl als ich einen Abstecher bei Avantgarde Acoustic machte. Eigentlich klang das Ungetüm, das sich mir an Lautsprecher präsentierte, ja ganz ordentlich – für ein max. 3000€ teures Gerät versteht sich. Als ich mich dann nach dem Preis erkundigte verging mir gleich alles…
Wo wir schon beim Preis sind:
Im nächsten Raum, der ziemlich abgedunkelt war, spielten die zwei Wunderboxen des schwäbischen Herstellers Surrountec.
Glatte 2 Meter hoch und aktiv betrieben glänzten sie in Auflösung, Dynamik (sowohl grob als auch fein) und Raumabbildung. Ausgestattet mit Accuton Diamanthochtøner sowie Keramik Tief- und Mitteltöner, einer reinsilber-Frequenzweiche Null-ter Ordnung und einem Frequenzbereich von 40Hz bis 40KHz bei 1.5dB +/- Abweichung können sich „hören“ lassen. Eine lebenslange Garantie gibts noch oben drauf – was will man also mehr? Vielleicht einen etwas irdischeren Preis? Als ich einen Blick auf die Broschuere warf verging der Glanz in meinen Augen schlagartig. (Paarpreis AB! 75000€)
Weitere Neuerungen erwarteten mich im Vorführraum von Dynaudio und Chord. An der einen Seite spielte die Confidence C2 mit der Chord choral-Kette im neuen Farbton „Jet Black“, auf der anderen Seite die brandneue Einsteigerstandbox Excite X32 mit einer kleinen Innovation von Chord. Die Betonung bewusst auf „klein!“. Mir präsentierte sich die kleinste Hi-Fi-Baugruppe, die meine Augen je gesehen haben. Die chordette Kette bestehend aus Toucan Headphone amplifier, Dual Phono Amp, Prime Preamp und Scamp Tubeamp mit 40W pro kanal Verstærkerleistung an 4Ohm.
Das wirklich interessante zauberte aber der freundliche Herr von Dynaudio persönlich hinter dem Rack hervor. Ein Vollverstärker mit 40Watt Leistung, der seine Musiksignale via Bluetooth von bis zu „50m!“ Entfernung empfangen kann, und das ohne Signalabbruch (mittels Bluetooth range extender, ich hab’s getestet) in bester Qualität, genannt Gem – winzig klein.
Zuletzt folgt meistens der krönende Abschluss, wie es auch hier der Fall war:
Mein letzter Stopp auf der diesjährigen Klangbilder-Messe erfolgte in einem großen Zimmer, wo es mir schon mit grüner Schrift entgegenschimmerte. „Ah, McIntosh!“, dachte ich mir. Dass dies nur ein Hersteller von insgesamt 5 war, die vertreten waren, wurde mir dann beim Eintreten in selbigen Raum bewusst. Es wurden auch noch Produkte von Wilson audio, Martin Logan, Transrotor und… Devialet! ausgestellt.
Beim ersten Blick auf das Rack dachte ich mir, was macht denn der Spiegel dort oben und wieso hat der einen Punkt, der auch noch leuchtet? Später stellte sich heraus, dass dies der, mit dem von der EISA „best Product 2010-2011“ Award ausgezeichnete Vollverstärker von Devialet war.
Zufällig fing gerade eine neue Vorführung diverser Komponenten an, und ich hatte das Glück, mich genau mittig zwischen den Lautsprechern platzieren zu können. Als erstes kam eine längere, einführende Rede von einem charmanten Italiener, der sich als Mitarbeiter? von Audio Components vorstellte und die einzelnen Komponenten erklärte bzw. präsentierte.
Zuerst wendete er sich dem Devialet Vollverstärker zu. Er verdeutlichte, dass dies ein Hybridverstärker mit einem Class A Amp zur reinen Signalbehandlung und ein zusätzlicher Class D Digitalverstärker sei, der dem Analogteil unter die Arme greift und so aus dem Ganzen einen bärenstarken 2x240Watt Verstärker macht. Betrieben wurden an ihm die neuen Boxen Sophia 3 von Wilson Audio, die ich anfangs als ziemlich hässliche Kisten abtat.
Aber zuerst zur Martin Logan Ethos, die er hinter einem Vorhang hervorzauberte und welche mit einem MCIntosh-Gespann zu räumlichen Höchstleistungen in der Lage war und zu einem Auflösungswunder mit wirklich tiefem und sauberem Bass heranwuchs. Das war ein Effektfeuerwerk! Vor mir, seitlich, hinter mir – von überall klangen die einzelnen Instrumente und fügten sich zu einem grossen Ganzen zusammen. Das kannte ich bis jetzt nur von den Kef Koaxiallautsprechern. Jetzt dachte ich, war die Spitze der Musikalität erreicht, und das zu einem erstaunlich moderaten Preis von 7950€ pro Paar.
Weit gefehlt. Die zu Beginn von mir als aberwitzig hässliche Boxen abgetanen Wilson Sophia 3 spielten am Devialet D-Premier zur Superlative auf. Ich glaubte bei jedem einzelnen Musikstueck, war es nun Klassik, Folk oder gar Chorale Gesänge, mitten in der Vorführung des jeweiligen Interpreten zu sitzen. So glaubhaft und echt präsentierte sich mir noch kein Interpret/Chor/Orchester.
Sie spielte für ihren durchaus stolzen Preis von 21000€ angemessen und verdiente sich trotz des hohen Preisniveaus fast einen Preistipp von mir.
Wie auch alles andere, hat auch die zweitschönste Nebensache der Welt – das Musikhören – ein Ende, und so verließ ich die diesjährige Klangbilder Messe mit einem glücklichen und breiten Grinsen im Gesicht. Ich freue mich schon wieder auf das nächste jahr…